Altenburg, 28. Juli 2024 - Im September vor zwei Jahren stellte sich mit Johannes Wilde ein neuer Chefarzt der Klinik für Kardiologie im Altenburger Land vor und skizzierte verschiedene Projekte, mit denen er seine Erfahrungen und Kompetenzen in das Team einbringen und die gut organisierte Abteilung weiter entwickeln wollte. Es galt, neue Behandlungsstrategien für die Altenburger Patienten zu erschließen.
Das Resümee nach zwei Jahren: die Vorstellungen und Pläne werden Wirklichkeit. Es wurden bereits sehr erfolgreich Programme zum Verschluss von Defekten an der Vorhofscheidewand und am Vorhofohr etabliert, zudem wurden Strategien zur Behandlung von sehr komplex erkrankten und stark verkalkten Herzkranzgefäßen (Rotablation mit einem Diamantbohrkopf, Ultraschall-basierte Schockwellen-Behandlung) oder zur Akutbehandlung von Lungenembolien eingeführt.
Jetzt konnte erstmalig in Altenburg einem Patient der weltweit kleinste Herzschrittmacher eingesetzt werden. "Dies ist ein großer Fortschritt in der medizinischen Versorgung von Schrittmacherpatienten", erläutert Chefarzt Johannes Wilde, "weil wir mit der Kardiokapsel Patienten auch dann versorgen können, wenn sie wiederholte Infekte der Blutbahn erleiden, was normalerweise die Implantation eines kabelgebundenen Herzschrittmachersystems nicht gestattet."
Die sogenannte Kardiokapsel kommt mit einem Zehntel der Größe herkömmlicher Schrittmacher aus und entspricht etwa dem Volumen einer großen Vitaminkapsel.
Sie kann deswegen minimalinvasiv direkt ins Herz implantiert werden. Vor allem sind weder Elektrodenkabel noch eine chirurgische "Tasche" unter der Haut erforderlich, der Schrittmacher ist dadurch für den Patienten unsichtbar.
Ebenso kommt diese Methode künftig bei Patientinnen und Patienten zum Einsatz, bei denen die Gefäßsituation einen herkömmlichen Herzschrittmacher ausschließt oder, wie im Falle von Dialysepatienten, deren Venengefäße an Arm und Schulter unbedingt geschont werden sollten.
"Wir freuen uns, diese bereits gut etablierte Technologie nun auch unseren Patienten in Altenburg anbieten zu können - sowohl in der Variante eines Einkammer-Stimulationssystems als auch mit der Funktionalität eines 2-Kammer-Herzschrittmachers", ergänzt der Leiter des Schrittmacher-Programms am Klinikum, Oberarzt Dr. Denis Schloma.
v.l. Chefarzt Johannes Wilde, Katheter-MTA Ulrike Neitzel und Marcel Schlott, mit dem kleinsten Schrittmacher der Welt in der Hand, sowie Oberarzt Dr. Denis Schloma
Wenige Wochen zuvor wurden im Klinikum Altenburger Land die ersten Patienten mit Vorhofflimmern erfolgreich mittels einer Katheterablation behandelt.
"Vorhofflimmern ist die am häufigsten auftretende Herzrhythmusstörung", so Chefarzt Johannes Wilde. Er führte gemeinsam mit dem Leitenden Oberarzt Matthias Leber erstmalig mehrere Kryoablationen durch. Die Einmündungsstellen der Lungenvenen im Herzen, die für die Entstehung von Vorhofflimmern ursächlich sind, wurden mit einem vereisenden Kälteballon aufgesucht. Während dabei lokal Temperaturen von bis zu -70° C einwirken, werden die Zellen in ihrer Leitfähigkeit so verändert, dass aus den Lungenvenen kein Vorhofflimmern mehr auf die Herzvorhöfe übergreifen kann.
"Die Etablierung dieses Therapieverfahrens am Klinikum Altenburger Land, welches ab sofort zum Routinespektrum in unserem Herzkatheterlabor gehört, erfolgte in enger Kooperation mit der Abteilung für Elektrophysiologie des Universitätsklinikum Jena", berichtet Chefarzt Wilde.
Künftig können Patientinnen und Patienten aus dem Altenburger Land, die an Herzproblemen, wie z.B. Vorhofflimmern leiden, regelmäßig von Behandlungen profitieren, für die sie sonst weite Wege in Kauf nehmen müssten.
Text: Christine Helbig
Erfolgreich das Leistungsspektrum weiterentwickelt: das Team des Herzkatheterlabors v.l. Katheter-MTA Marcel Schlott und Ulrike Neitzel, Oberarzt Matthias Leber, Katheter-MTA Guntram Ber und Veronique Belter, Chefarzt Johannes Wilde