Dass das Thema Schmerz immer wieder
viele Menschen anspricht, zeigte die Besucherzahl der Veranstaltung am
16.05.2015 im Hörsaal des Klinikums. Mit den gut 70 Interessierten war
der Hörsaal nahezu bis auf den letzten Platz besetzt. Sie waren damit
der Einladung der Klinik für Anästhesie, Intensivtherapie und
Schmerzmedizin und der Selbsthilfegruppe „Chronische Schmerzen“
Altenburg gefolgt. Unter der Überschrift „Chronische Schmerzen – Wenn es
nur noch weh tut“ wurde aus verschiedenen Perspektiven zum Thema
gesprochen, informiert und aufgeklärt.
Nach der Begrüßung durch Beate Uhlemann, Leiterin der Selbsthilfegruppe
„Chronische Schmerzen“ Altenburg und einigen Worten zur Arbeit der
Schmerzliga durch Gabriele Zoll startete Oberarzt Ronald Krüger mit
seinem Vortrag unter der Überschrift „Was bedeutet es, chronische
Schmerzen zu haben und wie kann der Patient damit umgehen?“ Der
erfahrene Mediziner betreut jährlich Hunderte Patienten ambulant und
stationär mit unterschiedlicher Schmerzproblematik und kennt daher deren
Nöte und Hoffnungen sehr gut. Er ermunterte Betroffene, ihre
Schmerzproblematik zu kommunizieren. Ebenso betonte er, dass es möglich
ist, dem Schmerz mental zu begegnen. „Schmerzen haben oft sehr komplexe
Ursachen und lassen sich deshalb nicht nur auf körperliche Störungen
zurückführen“ betonte Ronald Krüger. Der Kopf, das heißt die Gedanken,
sind eng mit der Schmerzbewältigung und dem Umgang damit verbunden. So
führte er die Zuhörer über eine kleine Geschichte in seinen Vortrag ein.
Er ließ die Gäste die Augen schließen und weckte in allen die
Vorstellung von einer traumhaften Landschaft. Anhand dieses kleinen
Experiments konnte er überzeugend beweisen, dass jeder seine Gedanken
und Empfindungen auch steuern und damit vom Schmerz weglenken kann.
Natürlich genügt das allein noch nicht, und die Schmerztherapie ist
deutlich komplexer, weil jeder Mensch seine eigene Lebensgeschichte
mitbringt. Die individuell genau abgestimmte Behandlung hat deshalb
einen hohen Stellenwert und ist fast immer fachübergreifend.
Welchen Beitrag die Ergotherapie zur Besserung der Beschwerden und zur Unterstützung im Alltag von Langzeitschmerzgeplagten tun kann, das erläuterte Ergotherapeutin Kirsten Mahn sehr einleuchtend. Die Ergotherapie bietet zahlreiche manuelle, technische und Entspannungsmethoden, den Schmerz zu beherrschen. Davon gab die erfahrene Therapeutin einige Beispiele. Sie betonte auch, wie wichtig bei allem eine gute Grundeinstellung ist, nach dem Motto: Das Glas ist halbvoll und nicht halbleer.
Ein weiteres Thema, welches für viele Betroffen hochinteressant war, sprach Dr. Lutz Gebert von der Osterland Apotheke an. Er widmete sich dem Thema der Generika, also der so genannten Nachahmpräparate. Dabei zeigte er auch auf, welche Besonderheiten der Einsatz von Generika hat und wann sie nicht verwendet werden dürfen. Drei Grundregeln gelten für die Zulassung von Medikamenten: Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit. Das gilt auch für Generika. Er motivierte die Zuhörer, sich beim behandelnden Arzt oder in der Apotheke zu informieren und zu fragen, wenn es Unsicherheiten gibt. „Auf keinen Fall“, so betonte Dr. Gebert, „sollte eigenständig ein Medikament abgesetzt oder die verordnete Dosierung verändert werden, das kann schwerwiegende Auswirkungen für die Gesundheit haben.“
Ziel der Veranstaltung war es, neben
Informationen zum Thema auch Unsicherheit und Ängste bei den
Betroffenen abzubauen, die Hürden zu nehmen und sich Hilfe zu holen. Wie
diese auch aussehen kann, war an den vorm Hörsaal platzierten Ständen
der Selbsthilfegruppe „Chronische Schmerzen“, des Sanitätshauses
Altenburg und der Apotheke zu erfahren. Denn häufig bewegen sich
Betroffene über lange Zeit in einem „Hamsterrad“ aus verschiedenen
Therapieversuchen, Behandlungen und manchmal auch Verzweiflung bis hin
zur Depression. Sie wissen nicht immer, an wen sie sich mit ihren
Schwierigkeiten wenden können und wer oder was ihnen helfen kann. Die
Präsenz der Fachleute und die Möglichkeit, mit ihnen ins Gespräch zu
kommen, sollten alledem entgegenwirken.
Schmerzfrei oder wenigstens mit weniger Schmerzen zu leben bedeutet
einen Zugewinn an Lebensqualität. Bei chronischen Schmerzen, so befanden
einhellig die Referenten, geht es nicht mehr darum, diese ganz zu
beheben. Priorität hat das Verändern innerer Einstellungen, die dem
Patienten helfen, selbst besser mit seinen Schmerzen umzugehen, und
entsprechende Hilfen zu gewähren. Die Lebensqualität Betroffener zu
steigern und Patienten auf ihrem Weg dorthin zu unterstützen lag und
liegt im Interesse aller, die sich den Fragen der Gäste am Samstag
stellten.
Ilka Schiwek